Weltreise Teil 2  

Im Bauch des Unterseebootes USS 522 Amberjack und des Zerstörers Wainwright DLG-28

Am 4. Mai überquerten wir bei der Stadt Charleston eine riesige Brücke und entdeckten dabei rechterhand einen riesigen Hafen der US-Streitkräfte. Es war an einem schönen Sonntag und spontan meinte ich zu Annemarie: „Wollen wir versuchen, den Marinehafen anzuschauen?“ Wir fuhren also Richtung Hafen und am Eingang fragten wir die Militärpolizei, ob eine Besichtigung möglich sei. Wir erwarteten natürlich eine klare Absage und waren sehr erstaunt, als uns der Polizist sagte, dass ab 13.00 Uhr Besuchszeit sei.

Pünktlich waren wir am Eingang zurück und man gab uns eine Tafel mit der Aufschrift „Visitors“. Auf der Rückseite dieser Karte war ein Plan des ganzen Hafens. Dann liess man uns frei auf dem Marinegelände herumfahren. Wir parkierten in der Nähe der Piers und schlenderten mit der Kamera in Richtung der am Pier festgemachten Kriegschiffe. Ab und zu machte ich Fotos, bis ein Soldat mir sagte, dass dies nicht gern gesehen werde, so dass ich auf das Knipsen verzichtete. Aber kein Mensch interessierte sich für den belichteten Film in der Kamera.

Da war ein U-Boot zur Besichtigung frei, die USS Amberjack (SS 522). Vorn kletterten wir durch die Froschmannsschleuse in das U-Boot, wurden freundlich begrüsst und mit einem Prospektblatt über das U-Boot empfangen. Im Torpedoraum informierte uns ein Marinesoldat über die Arbeit an den Abschussrohren. Im Bug werden 20 Torpedos eingelagert und können über sechs Rohre abgeschossen werden. 13 Mann sind für den Abschuss der Torpedos zuständig. Durch eine schmale Stahltüre erreichten wir die Schlaf- und Aufenthaltsräume der Mannschaft. Auf diesem U-Boot sind total 95 Mann als Besatzung. Aber für nur rund die Hälfte der Mannschaft sind Schlafkojen vorhanden, also teilen sich immer zwei Matrosen ein Bett. Jeder Matrose findet immer ein warmes Bett vor! In der Bootsmitte erreichen wir den Kommandoraum. Dort waren ringsum eine Anzahl Instrumente mit braunem Ölpapier abgedeckt und auf die Frage, was da abgedeckt sei, erklärte mir der Soldat, dass es sich um Einrichtungen handle, die geheim seien. Sie wüssten ja nicht, wer da alles als Besucher an Bord komme und deshalb würden gewisse Apparate abgedeckt. Über alle anderen Einrichtungen werde jedoch offen informiert. Ich durfte das Periskop ausprobieren und sah über dieses Instrument unseren Bus auf dem Parkplatz. Weiter ging die Erkundungstour nach hinten zu den drei Dieselmotoren für die Überwasserfaht und in den Akkuraum zum Antrieb der Elektromotoren für die Unterwasserfahrt. Ganz hinten war der Hecktorpedoraum mit vier Abschussröhren. Nach der ausführlichen Besichtigung wurden wir freundlich verabschiedet.

USS 522 Amberjack  Länge 95 m, Breite 8 m, Höhe 5 m, 38 km/h über Wasser, 17 km/h unter Wasser, Torpedo 53 cm, Bordkanonen 130 mm und 40 mm

An einem anderen Pier war der Zerstörer Wainwright (DLG-28). Auch da gingen wir an Bord und man führte uns über eine Stunde kreuz und quer durch das Schiff. Wir sahen die Raketenabschussrampen, die Schnellfeuerkanonen auf dem Vordeck, die Torpedoabschussrampen, das Flaggendeck, den grossen Kommandoraum mit 21(!) Frontfenster und den Helikopterlandeplatz am Heck. Rund 400 Mann ist der Bestand der Mannschaft an Bord.  Am späten Nachmittag kehrten wir zum Auto zurück, immer noch völlig perplex, wie offen und informativ die Amis waren.

Zerstörer Wainwright DLG-28

gebaut 1965

Besatzung 400 Mann

von diesem Schiff waren keine detaillierten Angaben erhältlich

USS Amberjack klar zum Auslaufen in der Bildmitte befindet sich der Zerstörer Wainwright DLG-28

An Wernher von Brauns Arbeitsplatz

1969 war das Jahr der 1. Mondlandung durch die Amerikaner. Wir besuchten also am 7. Mai das Raketenzentrum auf Cape Kennedy in Florida. Wie zuvor in Charleston, durften wir uns frei bewegen und zudem noch alles uneingeschränkt fotografieren. Im Kontrollraum entdeckten wir am Arbeitsplatz vom Chef Wernher von Braun das Telefon, welches direkt mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten im Weissen Haus in Washington verbunden ist. Annemarie griff zum Hörer und wollte eigentlich Richard Nixon "hoi" sagen, liess es dann aber doch bleiben. In der grossen Montagehalle sahen wir den Zusammenbau der eigentlichen Mondrakete Apollo 11, welche am 16. Juli 1969 zur Mondlandung startete. Auf der Startrampe war die Apollo 10 zum Abflug bereit. Diese Rakete startete am 18. Mai, also nur 11 Tage nach unserem Besuch in Cape Kennedy und umrundete den Mond mit Stafford, Young und Cernan als Besatzung.   

Ahnungslos in Rassenunruhen geraten und am 500 Meilen Autorennen in Indianapolis

Nach einem Besuch in Miami, New Orleans und Memphis erreichten wir am 17.Mai Dahlonega in Georgia. Dort wollten wir eine Goldmine besichtigen. Aber völlig ahnungslos und unvorbereitet gerieten wir in Rassenunruhen mit Ausgehverbot und übernachteten in sicherer Obhut der Polizei und FBI mitten auf dem Dorfplatz, weil der Polizeiposten eine Nacht zuvor abgefackelt wurde.
 
Das 500-Meilen-Rennen vom 30. Mai in Idianapolis wollten wir nicht verpassen und ergatterten zwei Eintrittskarten für den Innenraum. Für einen guten Platz an der Rennpiste mussten wir 2 Tage vor dem Eingang campieren. Dabei lernten wir durch Zufall einen Metzger aus Grosswangen und einen Versicherungs-Agenten aus Luzern kennen. Die beiden Fans kamen extra für das Rennen nach Indianapolis.

Sight seeing mit der New Yorker Feuerwehr

Ausserhalb von Manhattan, genauer auf Long Island waren wir bei Leuten zu Besuch, die wir lange vor der Reise über Briefwechsel kennen gelernt hatten. Da beide berufstätig waren, nutzten wir die Tage für Entdeckungsreisen quer durch die Millionenstadt. Ich hatte die fixe Idee, New York nicht auf die sonst übliche Art zu entdecken. Nicht mit einem geführten Bus von Ort zu Ort pilgern.

Irgendwie wollte ich die Sache hintenherum ansehen, auf irgendeinem unkonventionellen Weg. Aber wie? Gelangweilt sassen wir in einem Strassencafé und studierten über das „wie“. In diesem Moment raste ein Feuerwehrauto am Café vorbei und ich hatte die Lösung: Warum nicht mit der Feuerwehr die Stadt entdecken? Wir telefonierten der New Yorker Feuerwehr und erzählten von unserer Weltreise und dass wir zufällig gerade in New York seien und gerne einmal die Feuerwehr näher kennen lernen möchten. Mehrmals wurden wir weiter verbunden, bis der zuständige Mann der PR-Abteilung am Draht war. Der lachte lauthals, denn so ein Begehren hätte er noch nie gehört, die Idee sei aber gar nicht so abwegig.  Er müsse die Sache aber mit dem Chef besprechen und wir sollten am Nachmittag nochmals anrufen. Bis dann wisse er näheren Bescheid. Kurz und gut, man hatte uns am anderen Tag zur Grand Central Station beordert, wir würden dort von der Feuerwehr abgeholt.

 

 

 

 

 

 

 

Am 18. Juni um 09.00 Uhr erwartete uns ein Feuerwehroffizier der Public Relations Abteilung mit einem roten Kommandofahrzeug.

Erwartungsvoll standen wir genau am vereinbarten Treffpunkt mitten in Manhattan und punkt neun Uhr fuhr ein Auto der Feuerwehr vor. Der Offizier hiess uns herzlich willkommen und entschuldigte sich im voraus, dass er das heutige Programm wegen der kurzen Vorbereitungszeit nicht bis ins letzte Detail planen konnte. Zuerst ging es in ein Depot, wo uns das grösste Feuerwehrauto der Welt gezeigt wurde.

Bilder: Der Sattelschlepper von hinten - der Dieselmotor für die Wasserpumpe - die Frontansicht des Sattelschleppers

In New York sind insgesamt 5 Super-Pumpen-Sattelschlepper stationiert. Die Details über die Super-Pumpen-Einheit:

Länge 13,2 m, Breite 2,4 m, Höhe 3,5 m, Gewicht 32 Tonnen - ein 2400 PS Napier-Deltic Dieselmotor, der die sechstufige DeLaval-Zentrifugal-Pumpe antreibt. Der Dieselmotor verbraucht pro Stunde 532 Liter Dieseltreibstoff.
Pumpenleistung: 33'500 Liter Wasser pro Minute mit einem Druck von 26 Bar oder 17'000 Liter Wasser pro Minute mit einem Druck von 51 Bar!
Zu jeder Super-Pumpe gehört ein Super-Pumpen-Tender. Das ist ebenfalls ein Sattelschlepper für den Schlauch- und Material-Transport, sowie einer grosskalibrigen Wasserkanone auf dem Dach. 
Bei speziellen Situationen werden mit dem Wasserdruck von 51 Bar ganze Hauswände "weggeschossen" um Zugänge in geschlossene Gebäudefronten zu erreichen.
Die Super-Pumpe hat acht Ansaug- und acht Ausgangs-Öffnungen für spezielle Rohrleitungen von 11,5 cm Durchmesser. Der horizontale Wasserstrahl erreicht eine Distanz von 183 Metern. Bei verschiedenen Einsätzen wurde das Wasser über Distanzen von 2000 Metern durch Schlauchleitungen gepumpt.
Bei verschiedenen Grossbränden waren schon alle fünf Super-Pumpen gleichzeitig im Einsatz und ein Tankfahrzeug musste die fünf Einheiten ständig mit Dieselöl versorgen, weil dann pro Stunde gegen 2700 Liter Dieselöl verbraucht werden.

Dann ging die Fahrt zum Trainingscenter der Feuerwehr auf einer Insel im East River. Dort konnten wir die Ausbildung der Männer beobachten und hinterher wurde uns ein Mittagessen in der Kantine offeriert. Nach dem Essen kam der Clou des Tages: Zwei "Ehrenkompagnien" waren im Ausgangstenue mit Veston und Krawatte angetreten und wir durften oder mussten mit dem Hauptmann die Kompagnien abschreiten. Ein bisschen komisch war uns schon zu Mute, soviel „Gschiss“ wegen zwei Schweizer-Weltenbummlern.

Dann offerierte uns der Begleiter zwei Varianten: Das Feuerwehrmuseum oder Brände besuchen. Natürlich „Brände besuchen“! Wir fuhren in unserem Stationswagen zurück in die Innenstadt und unser Mann hörte ständig die Funkgespräche ab.

Sobald irgendwo eine Brandmeldung eintraf, mischte er sich ein und fragte nach, ob dieses Feuer sehenswert sei. Er hätte Gäste an Bord, die einen "schönen" Brand sehen wollten. Dann wiederum kamen Meldungen von den jeweiligen Einsatzleitern wo und wie toll der Brand sei. Also raste unser Mann mit Sirene und blinkendem Rotlicht (nicht Blaulicht) zum Einsatzort. Dort angelangt erhielt ich einen Helm und wurde sofort zum Einsatzleiter vor Ort dirigiert. Der erklärte  mir den Brand, die Umstände und seine ergriffenen Massnahmen. Derweil hing unser Begleiter im Auto am Funk und bald hatte er einen noch grösseren Brand nur etwa 30 km von hier entfernt. Also zurück ins Auto und mit Sirenengeheul quer durch New York zur nächsten Einsatzstelle.

Unser Begleiter sass im Auto während wir die Brandstelle besuchten.

 

 

 

 

 

 

Teilansicht von einem Löschschiff im New Yorker Hafen

Wir fuhren an diesem denkwürdigen 18. Juni 1969 mit der New Yorker Feuerwehr über 200 Kilometer durch die Grossstadt. Am Abend wurden wir noch dem obersten Chef vorgestellt und anschliessend demonstrierte man uns noch ein Löschboot auf dem Hudson River. Mit viel PR-Material versorgt wurden wir zu unserem Auto zurückgefahren. Unsere Freunde auf Long Island staunten, was wir so alles erlebt hatten; wir sahen Gegenden in New York, die diese Leute noch nicht einmal vom Hörensagen kannten.

Hier einige Fakten zur New Yorker Feuerwehr (Stand Juni 1969!) F.D.N.Y. (Fire Department City of New York)

8 Millionen Menschen mit etwa 750'000 Häusern auf 82'900 Hektaren, 379 Feuerwehrkompagnien mit 13'843 Berufs-Feuerwehrleuten,
Total 786 Fahrzeuge: 344 Fahrzeuge mit Motorpumpen, 153 Fahrzeuge mit mechanische Leitern,1 Lastwagenzug mit Superleiter von 44 m Länge, 2 Teleskop-Plattform-Fahrzeuge, 5 Super-Pumpen-Fahrzeuge und 281 Spezial-Fahrzeuge
1968 wurden 268'000 Einsätze gemacht = 734 Einsätze pro Tag!
Zu verkehrsreichen Tageszeiten (morgens und abends) fahren pro Alarm gleichzeitig 4 bis 6 Löschzüge von verschiedenen Depots los, um sicher zu stellen, dass wenigstens ein Löschzug innerhalb weniger Minuten am Einsatzort eintrifft. 
Der grösste Brand war 1967, als im Industrieviertel ein Grossbrand in einem riesigen Holzlager stattfand. Der Kommandant musste 13 Feuerwehr-Kompanien zum Brandherd beordern und es dauerte 4 ganze Tage um den Brand unter Kontrolle zu bringen!
Im Hafen und den Flüssen rund um New York kommen noch 11 Schiffe zum Einsatz: 8 Löschschiffe, 2 Materialschiffe und 1 Jet-Boot für den Schnelleinsatz.   

"Watch for planes"

Während unserem Aufenthalt in New York besuchten wir Hans Hunziker. Der gelernter Werkzeugmacher aus dem aargauischen Kirchleerau wohnte seit einiger Zeit in New York und war in einer amerikanischen Firma als Verkäufer und Servicemonteur tätig. Nebenbei besuchte Hans die Motorflugschule und bestand die Flugprüfung. Spontan lud er uns zu einem Flug über New York ein. Am Sonntag, 22. Juni starteten wir mit Hans zum Rundflug über Manhattan. Der Start war auf einem kleinen Flugplatz in New Jersey. Hans steuerte das gemietete Flugzeug. Ich sass vorn neben Hans und unsere Frauen in den beiden Rücksitzen. "Watch for planes", sagte uns Hans, den 8 Augen sehen mehr als nur zwei. Ich bemerkte, dass Hans sehr schwitzte und beim Start ziemlich nervös war. Erst als wir die Flughöhe erreicht hatten, beruhigte er sich und begann sogar noch zu jodeln. Auf die Nachfrage wieso er plötzlich so gelöst sei, erklärte er uns: "Es ist das erste Mal, dass ich ohne Fluglehrer in der Luft bin und hätte ich euch dies vorher mitgeteilt, wäret ihr bestimmt nicht zu mir ins Flugzeug gestiegen...!" Zum Aussteigen war es hoch über New York zu spät, aber wir genossen den Flug trotzdem. Ohne die geringsten Probleme landeten wir später wieder auf dem Flugplatz ausserhalb New York.          

Oben: Pilot Hans Hunziker mit seinen drei Passagieren - Unten: die Verrazanobrücke vor New York und Manhattan mit den Wolkenkratzern. Es war ein komisches Gefühl, über die tiefen Strassenschluchten zu fliegen und erst noch mit einem Piloten, der gerade seine Flugprüfung hinter sich hatte.

 

Motorpanne ausserhalb New York und nochmals in Montreal, dann aber Erholung am Niagara Fall

27. Juni bis 1. Juli in Hudson 9. Juli in Niagara Falls
Wir verliessen New York in Richtung Montreal, als im Hudson Valley bei der Ortschaft Hudson unser VW-Bus schlapp machte. In einer VW Garage an einer Strassenkreuzung weit ausserhalb der Ortschaft wurde der Motor ausgebaut und mit neuen Ventilen versehen. VW erledigte die Reparatur gratis und der Garagier nutzte uns für seine Werbung. Weil die Ventile in Hudson nicht richtig eingestellt wurden, hatten wir in Montreal am VW-Bus nochmals den gleichen Schaden. Auch diese VW-Garage reparierte den Schaden zum Nulltarif. Via Toronto fuhren wir zu den Niagara Fällen und bestaunten die tosenden Wassermassen von oben, von der Seite und sogar durch einen Tunnel von hinten.

Weiter westwärts nach New Glarus und Iowa City

13. Juli in New Glarus 14. bis 15. Juli in Iowa City
Nach Chicago erreichten wir New Glarus im Staat Wisconsin, wo schweizerische Auswanderer den Ort aufbauten. Im Hotel New Glarus und anderen Lokalen wird den Besuchern die Schweiz mit Jodeln, Alphornblasen, Bratwurst, Rösti, Schokolade und Sackmessern repräsentiert. Nach einer kurzen Stippvisite fuhren wir weiter.   Wegen dem Schweizerkreuz am Bus wurden wir immer wieder angesprochen und spontan eingeladen. Nach einem Besuch bei einem Paar in Columbus, Ohio mussten wir unbedingt ihre Verwandten in Iowa City besuchen. Der Mann war Uni-Professor und die Frau hatte eine Modeboutique. Als Dank für die Gastfreundschaft halfen wir die Boutique neu anzustreichen.